Igel im Winter: Wie der Garten zum sicheren Zufluchtsort für die kleinen Stachelritter wird

Wenn der Herbst in den Winter übergeht, bereiten sich Igel auf ihre Winterruhe vor.

Ein naturnaher Garten kann dabei zum lebenswichtigen Rückzugsort werden – doch nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Igel gehören zu den bekanntesten Wildtieren in unseren Gärten. Besonders im Herbst sind sie häufig zu sehen, wenn sie sich ein Fettpolster für den Winterschlaf anfressen. Doch spätestens im November wird es ruhig um die stacheligen Insektenfresser – sie ziehen sich zurück, um in Laub- und Reisighaufen, unter Holzstapeln oder in geschützten Nischen den Winter zu verschlafen. Viele Gärten bieten dafür ideale Voraussetzungen – oder könnten sie mit kleinen Anpassungen schaffen.



Ein igelfreundlicher Garten muss weder gross noch wild verwuchert sein. Es reicht, bestimmte Elemente bewusst zu erhalten und auf Eingriffe zu verzichten, die den Tieren schaden. Denn nicht jeder Igel findet automatisch ein sicheres Quartier – vor allem in aufgeräumten Gärten, Siedlungen mit dichter Bodenversiegelung oder bei Störungen durch Menschen.

Wie Igel überwintern: Einblick in den Winterschlaf

Der Igel hält keine klassische Winterruhe, sondern einen echten Winterschlaf – eine extreme Anpassung an kühle, nahrungsarme Monate. Dabei senkt er seine Körpertemperatur von rund 36 auf etwa 5 Grad Celsius, der Herzschlag reduziert sich von über 180 auf 8 bis 20 Schläge pro Minute. Auch die Atmung verlangsamt sich deutlich.

Der Winterschlaf beginnt je nach Witterung meist im November und endet im März oder April. Während dieser Zeit zehren Igel ausschliesslich von ihren Fettreserven. Störungen durch Gartenarbeiten, Lärm oder Umsiedlungen können lebensgefährlich sein – sie zwingen den Igel, Energie zu verbrauchen, die er im Winter nicht ersetzen kann.



Der ideale Unterschlupf: So sieht ein gutes Winterquartier aus

Igel suchen sich ihre Quartiere instinktiv – oft in naturnahen, ungestörten Bereichen. Ein geschützter Platz im Garten kann daher überlebenswichtig sein. Besonders geeignet sind Hohlräume, die vor Wind, Nässe und Frost schützen.

  • Laubhaufen: locker geschichtetes, trockenes Laub in einer ruhigen Ecke – gerne kombiniert mit Reisig
  • Reisighaufen oder Totholz: gestapelte Äste, Wurzeln und Zweige bieten guten Witterungsschutz
  • Igelhäuser: käuflich oder selbst gebaut aus Holz oder Stein – mit kleinem Eingang (ca. 10 x 10 cm)
  • Komposthaufen (nur kalt): oft beliebt, aber nur geeignet, wenn im Winter nicht umgesetzt oder umgeschichtet wird

Tipp: Das Quartier sollte windgeschützt, ruhig gelegen und möglichst nicht in der Nähe von Wegen, Garagen oder Komposttoiletten liegen. Ein Süd- oder Südoststandort (mit Morgensonne) ist ideal, da sich der Platz schneller erwärmt.

Was Igel jetzt brauchen – und was nicht

Nicht jeder Igel ist vor dem Winter fit genug für den Winterschlaf. Besonders Jungtiere, die spät im Jahr geboren wurden, erreichen manchmal nicht das notwendige Gewicht von ca. 500–600 Gramm. Diese Tiere können ohne Hilfe nicht überleben.


Was zu tun ist:

  • Igel ab Mitte November tagsüber unterwegs? Möglicherweise ist er hilfsbedürftig.
  • Untergewichtige Tiere sollten gewogen und einer Igelstation oder Wildtierhilfe gemeldet werden.
  • Igel nie einfach ins Haus nehmen. Fachkundige Beratung ist entscheidend.
  • Gesunde Igel nicht stören, nicht bewegen, nicht «verstecken» oder in Umzugskartons umbetten.
  • Keine Milch geben. Das führt zu Durchfall und Dehydrierung.
  • Kein Obst oder Gemüse füttern. Das ist unpassend für den Verdauungstrakt.
  • Geeignetes Futter ist beispielsweise Katzenfutter ohne Fisch, gekochtes Ei und ungewürztes Hackfleisch (nur für Notfälle).


Ein ruhiger Garten mit natürlichem Unterschlupf ist fast immer besser als eine Pflegeaufnahme. Nur kranke, verletzte oder stark untergewichtige Tiere benötigen menschliche Unterstützung.



Gartenpflege mit Rücksicht, damit Igel überleben

Viele Massnahmen, die in Gärten als „Pflege“ gelten, können Igel direkt gefährden. Besonders gefährlich sind Mähroboter, Motorsensen und das Verbrennen von Gartenabfällen – all das verletzt oder tötet Igel jedes Jahr.

So lässt sich Rücksicht in den Gartenalltag integrieren:

  • Laub nicht komplett entfernen – unter Hecken und Sträuchern liegen lassen
  • Kein Schnittgut verbrennen – Haufen immer vorher kontrollieren
  • Mähroboter nur tagsüber und mit Sensoren einsetzen – nachts schlafen Igel im Gras
  • Keine Chemie einsetzen – Schneckenkorn, Unkrautvernichter und Gifte sind auch für Igel tödlich
  • Gartenzäune igelfreundlich gestalten – 10 cm breite Durchgänge unten einplanen

Je natürlicher der Garten, desto grösser die Chance, dass sich Igel (und viele andere Tiere) wohlfühlen und zurückkehren.

Wann der Igel wieder erwacht und was dann wichtig ist

Wenn die Temperaturen im Frühling dauerhaft über 6–8 Grad steigen, beenden Igel ihren Winterschlaf. Doch auch dann sind sie noch geschwächt und auf ein sicheres Umfeld angewiesen. Erste Nahrung, Wasser und sichere Rückzugsorte sind entscheidend.

Wer den Garten bereits im Herbst naturnah gestaltet hat, sorgt dafür, dass der Igel auch im Frühling genug Nahrung findet – etwa durch Käfer, Würmer, Spinnen oder Schnecken, die in gesunden Böden leben.

Fazit: Ein winterfreundlicher Garten rettet Leben

Der Igel ist ein Sympathieträger – aber auch ein Indikator für funktionierende Ökosysteme im Siedlungsraum. Ein Garten, der Laub, Holz und Ruhe bietet, wird zum Überlebensraum in einer zunehmend versiegelten Landschaft. Statt aufzuräumen, hilft es, bewusst Platz zu lassen – für die Natur, für die Artenvielfalt und für den Igel.

 

Quelle: gartenaktuell.ch-Redaktion
Bildquellen: Bild 01 und Bild 02: => Serenity Images23/Shutterstock.com; Bild 3: => Christine Kuchem/Shutterstock.com

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