Kein Winterschlaf: So hilft ein tierfreundlicher Garten Eichhörnchen durch den Winter
von belmedia Redaktion Allgemein Gartengestaltung Gartenpraxis Jahreszeiten News Tiere
Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe.
Wer seinen Garten naturnah gestaltet, leistet einen wertvollen Beitrag zum Überleben dieser faszinierenden Tiere in der kalten Jahreszeit.
Kaum ein Wildtier wird so oft und gern im Garten beobachtet wie das Eichhörnchen. Mit seinem buschigen Schwanz, den wachen Augen und den akrobatischen Sprüngen gehört es zu den charmantesten Besuchern, die auch in städtischen Grünräumen anzutreffen sind. Doch was viele nicht wissen: Der Winter ist für Eichhörnchen eine kritische Zeit. Anders als Igel oder Siebenschläfer halten sie keinen Winterschlaf. Sie müssen auch bei Kälte Nahrung finden und Energie sparen – und sind dabei auf strukturreiche Gärten und ungestörte Rückzugsorte angewiesen.
Ein naturnaher Garten kann zum sicheren Rückzugs- und Nahrungsraum werden. Wer auf übermässige Ordnung verzichtet und die richtigen Strukturen schafft, hilft diesen Tieren, auch harte Winter zu überstehen.
Winterruhe statt Winterschlaf
Eichhörnchen ziehen sich im Winter zurück, aber sie schlafen nicht durch. Stattdessen halten sie Winterruhe: Sie bleiben an kalten, stürmischen oder verschneiten Tagen im Kobel – so nennt man das kugelige Nest der Tiere – und kommen nur bei mildem Wetter oder leerem Vorratsversteck heraus. In dieser Zeit fahren sie ihren Stoffwechsel zwar etwas herunter, müssen aber regelmässig Nahrung aufnehmen.
Da Eichhörnchen keine körpereigenen Vorräte wie Fettpolster anlegen, sind sie auf gesammelte Nahrung angewiesen. Bereits im Herbst vergraben sie Nüsse, Samen, Eicheln oder Bucheckern an unterschiedlichen Stellen im Boden – oft Hunderte davon. Mit ihrem hervorragenden Geruchssinn finden sie einen Teil dieser Vorräte auch unter Schnee und gefrorenem Laub wieder. Doch nicht jeder Vorrat ist auffindbar oder noch genusstauglich. Deshalb sind zusätzliche Futterquellen und sichere Rückzugsorte im Garten wichtig.
Der Kobel, das Winterquartier der Eichhörnchen
Eichhörnchen bauen ihre Kobel hoch oben in Bäumen – meist in Astgabeln oder hohlen Stämmen. Diese kugeligen Nester bestehen aus Ästen, Zweigen, Moos und Blättern. In der kalten Jahreszeit werden sie besonders dicht und warm ausgepolstert.
Ein einzelnes Tier nutzt oft mehrere Kobel im Revier, um flexibel auf Wetterbedingungen oder Störungen reagieren zu können. Daher ist es entscheidend, dass im Garten grosse, gesunde Bäume stehen bleiben – idealerweise mit dichter Krone und Aststruktur. Auch hohle Bäume oder alte Spechthöhlen dienen als Unterschlupf.
Wichtig: Baumschnitt- oder Fällarbeiten im Winter können Kobel zerstören oder Tiere in der Ruhephase gefährden. Rücksichtnahme auf Ruhezeiten ist aktiver Wildtierschutz.
Was der Garten im Winter bieten kann
Ein eichhörnchenfreundlicher Garten muss nicht gross sein – entscheidend ist die Strukturvielfalt und der Verzicht auf sterile Ordnung. Besonders wichtig sind Futterquellen, Kletterstrukturen und Verstecke.
- Gehölze mit Nüssen und Samen: Haselnuss, Walnuss, Eiche, Buche, Lärche, Kiefer
- Obstbäume: Fallobst wird auch im Winter angenommen, wenn es nicht gefroren ist
- Wilde Ecken: Laub-, Ast- und Reisighaufen bieten Deckung am Boden
- Kletterhilfen: Verbundene Äste, überstehende Zäune oder dichte Hecken
- Vogelfutterplätze: werden gerne mitbenutzt – v. a. bei Erdnüssen und Sonnenblumenkernen
Tipp: Wer Eichhörnchen gezielt füttern möchte, kann eigene Futterstationen aufstellen – mit Deckel und kleiner Öffnung, damit Vögel und Waschbären nicht alles wegfressen. Ideal sind ungesalzene Nüsse, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne und getrocknete Apfelringe.
Wasser nicht vergessen
Auch im Winter brauchen Eichhörnchen Wasser. Schnee allein deckt diesen Bedarf nur unzureichend – insbesondere in Phasen mit trockener Kälte oder gefrorenem Boden. Eine flache, eisfreie Schale mit Wasser im Garten ist daher auch für Eichhörnchen hilfreich. Sie sollte täglich kontrolliert und gereinigt werden.
Gefahren im Wintergarten – was zu vermeiden ist
Trotz ihres Anpassungsvermögens sind Eichhörnchen im Winter besonders anfällig – durch Futtermangel, Kälte, aber auch durch menschliche Eingriffe.
- Mähroboter & Motorsägen: nicht in der Ruhezeit einsetzen – Gefahr für Kobel und Tiere
- Glatte Fassaden oder Teiche: bergen Rutsch- und Ertrinkungsgefahr
- Netze und Plastikfolien: können zur tödlichen Falle werden, wenn sich Tiere verfangen
- Futterstellen ohne Schutz: ziehen Raben, Ratten oder streunende Haustiere an
Eichhörnchen sind zwar flinke Kletterer, aber bei glattem Eis oder fehlenden Rückzugsorten können sie leicht unterkühlen oder verhungern.
Was im Frühling wichtig wird
Bereits ab Ende Februar oder März beginnt für viele Eichhörnchen die Fortpflanzungszeit. Weibchen bekommen ein bis zwei Würfe pro Jahr mit je zwei bis sechs Jungen. Diese werden in den Kobeln geboren – deshalb ist es besonders wichtig, diese auch über den Winter hinweg zu erhalten.
Jetzt beginnt auch die Zeit, in der die Tiere wieder vermehrt unterwegs sind. Futterquellen, Deckung und Wasser bleiben daher weiterhin wichtig – genauso wie eine zurückhaltende Gartennutzung.
Fazit: Der Garten als Winterhilfe für Eichhörnchen
Eichhörnchen sind Kulturfolger – sie leben in Parks, Siedlungen und Gärten, solange dort genug Nahrung, Bäume und Rückzugsorte vorhanden sind. Ein naturnaher Garten kann über den Winter zum Lebensretter werden. Wer Laub liegen lässt, aufräumt mit Mass, auf Chemie verzichtet und die Tiere in Ruhe lässt, leistet aktiven Beitrag zum Wildtierschutz. Und wird mit einem lebendigen Garten belohnt – selbst an frostigen Tagen.
Quelle: gartenaktuell.ch-Redaktion
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